Binge-Watching, auch als Binge Viewing bekannt, beschreibt das exzessive Anschauen von mehreren Episoden einer Fernsehserie oder Videomaterial in einem zusammenhängenden Zeitraum, oft ohne große Unterbrechung. Dieser kulturelle Trend hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt, insbesondere durch das Wachstum von Streaming-Diensten, die komplette Staffeln auf einmal anbieten. Viele Menschen nehmen an sogenannten Serienmarathons teil, bei denen sie sich gezielt dazu entscheiden, eine gesamte Staffel in einem Rutsch zu schauen. Diese Praxis kann als Komaglotzen bezeichnet werden – ein Zustand, in dem Zuschauer in die Handlung und Charaktere einer Serie eintauchen und die Zeit um sich herum vergessen. Binge Watching hat durch die Verfügbarkeit von Inhalten eine neue Dimension erreicht, da die gesamte Kontrolle über das Seherlebnis den Zuschauern überlassen wird. Die Bedeutung von Binge Watching geht über den bloßen Konsum von Medien hinaus; sie reflektiert auch das Bedürfnis nach Abwechslung, Flucht und emotionaler Verbindung, die viele Menschen in einem Serienmarathon suchen.
Der kulturelle Trend des Serienmarathons
In den letzten Jahren hat sich der kulturelle Trend des Serienmarathons, auch bekannt als Binge Watching, stark entwickelt, insbesondere durch die Verfügbarkeit von Video-on-Demand-Angeboten und Streaming-Anbietern. Dieser neue Konsum von Videomaterial hat das Zuschauerverhalten grundlegend verändert. Anstatt wöchentlich auf eine neue Episode zu warten, sind Zuschauer heute in der Lage, ganze Staffeln in einem durchgehenden Marathon anzusehen, was ein massives Anschauen von Inhalten fördert. Wie die Medienwissenschaftlerin Maren Lickhardt erklärt, beeinflussen die Ästhetik und Dramaturgie der Serien den Zuschauer, indem sie tiefere emotionale Verbindungen schaffen und den Drang verstärken, die Geschichte in einem Stück zu erleben. Diese Herangehensweise sorgt nicht nur für intensive Unterhaltung, sondern spiegelt auch die moderne Lebensweise wider, in der Zeit oft als kostbares Gut empfunden wird. Das Verlangen nach sofortiger Befriedigung, gepaart mit der Möglichkeit, jederzeit auf eine große Auswahl an Inhalten zuzugreifen, trägt zu dieser weit verbreiteten Praxis des Serienmarathons bei und macht Binge Watching zu einem prägenden Element der heutigen Medienkultur.
Psychologische Hintergründe des Binge-Watchings
Die psychologischen Hintergründe des Binge Watchings sind vielschichtig und beruhen auf verschiedenen psychologischen Prozessen, die eng mit dem Medienkonsum verbunden sind. Laut Granow et al. (2018) kann das Phänomen als eine Form der Selbstfürsorge interpretiert werden, die dem Wohlbefinden der Zuschauer dient. Durch das Eintauchen in fiktive Welten und das Verfolgen von TV-Serien erfahren viele Menschen eine Art der Selbsterkundung, die ihnen hilft, mit ihren eigenen Problemen umzugehen. Gleichzeitig kann Binge Watching auch Hinweise auf Selbstschädigung enthalten, wenn es zur Flucht vor realen Herausforderungen oder als Verdrängungsmechanismus genutzt wird. Kognitive und emotionale Elemente sind entscheidend, denn das Drei-Komponenten-Modell beschreibt, wie Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen miteinander verwoben sind und das Binge Watching beeinflussen. Die Klinische Psychologie und Psychotherapie verstehen diese Muster und helfen Menschen, gesunde Mediengewohnheiten zu entwickeln, die das persönliche Wohlbefinden fördern und die Risiken übermäßigen Konsums minimieren.
Auswirkungen auf Gesundheit und Gesellschaft
Binge-Watching hat nicht nur auf die Freizeitgestaltung, sondern auch auf das Essverhalten und die Gesundheit der Zuschauer weitreichende Auswirkungen. Häufig wird beim Streamen von Lieblingsserien zu ungesunden Snacks gegriffen, was die Ernährung negativ beeinflussen kann. Der sitzende Lebensstil, der durch stundenlanges Schauen entsteht, fördert zudem langfristige Gesundheitsprobleme wie Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bewegung und Sport werden oft vernachlässigt, während die emotionale Verbindung zu den Charakteren eine intensive Erfahrung ermöglichen kann, die jedoch oft auf Kosten der physischen Aktivität geht. Schlafstörungen sind ein weiteres häufiges Resultat, insbesondere wenn die Flexibilität der Streaming-Dienste dazu führt, dass die Zuschauer bis spät in die Nacht schauen. Auf der sozialen Ebene kann exzessives Binge-Watching die soziale Interaktion beeinträchtigen, da die Zeit vor dem Bildschirm oft anstelle von gemeinsamen Aktivitäten mit Freunden und Familie verbracht wird. Balance ist essenziell, um den Genuss an Film- und Serienabenden mit gesunden Gewohnheiten zu kombinieren, wodurch auch die psychologischen Auswirkungen positiv beeinflusst werden können.